Montserrat

Montserrat
Montserrat
 
[mɔnsɛ'rrat; katalanisch »gesägter Berg«],
 
 1) der, wuchtiges, fast isoliertes Bergmassiv aus Nagelfluh und Kalkkonglomeraten, nordwestlich von Barcelona am rechten Ufer des Llobregat im Katalonischen Randgebirge, Spanien; rd. 10 km lang, 5 km breit, im San Jerónimo (katalanisch Sant Jeroni) 1 241 m über dem Meeresspiegel; durch Erosion in allseitig steil abfallende Rundformen, Türme, Kuppeln und Kegel zerschnitten. - Nach der Rückeroberung des Bergmassivs aus muslimischer Hand (875) entstanden um 880 vier Einsiedeleien, später kamen elf weitere hinzu. Im Mittelalter suchten bisweilen die Pilger des Jakobsweges den Montserrat auf. Das auf einem Felssporn (720 m über dem Meeresspiegel) stehende Benediktinerkloster Mare de Déu de Montserrat (genannt: »La Moreneta«; spanisch Nuestra Señora de Montserrat) spielte jahrhundertelang eine wichtige Rolle im religiösen und politischen Leben Kataloniens. Während der spanischen Befreiungskriege und der Karlistenkriege wurde es teilweise zerstört (Neubauten 1765-1948) und verlor einen Großteil seiner Reichtümer. Heute ist es ein bedeutendes Pilger- und Touristenziel (jährlich etwa 700 000 Besucher). - Zum Kloster führen Stand- und Luftseilbahnen und eine Straße; Basilika (1560-92, im 19. und 20. Jahrhundert verändert; im Innern die als Patronin Kataloniens verehrte schwarze Madonnen-Holzskulptur »Santa Imatge«, spanisch »Santa Imagen«, aus dem 12. Jahrhundert), Reste eines gotischen Kreuzgangs (1460), romanisches Portal (12. Jahrhundert), Kreuzgang des 17. Jahrhunderts, zwei Museen (prähistorische und ägyptologische Sammlungen), Schule für geistliche Musik (Escolania; mit berühmtem Knabenchor), große Bibliothek (über 250 000 Bücher, Inkunabeln und Manuskripte), Pinakothek (Bilder von El Greco, F. de Zurbarán, J. de Ribera, F. Rizi, Caravaggio), klostereigener Verlag (seit 1918), Kreuzweg von 1901-19, Grotte mit Kapelle (12. Jahrhundert).
 
Der Montserrat (nicht identisch mit dem »Montsalvatsch« der Gralssage) war der traditionelle Wallfahrtsort der iberischen Monarchen, die den Kult auch in die Neue Welt brachten; auch in Italien sind rd. 150 Kirchen der heiligen Jungfrau vom Montserrat geweiht.
 
 2) [mɔntse'ræt], Insel im Bereich der Westindischen Inseln, britische Kronkolonie, 102 km2, (2000) 6 000 Einwohner (95 % Schwarze und Mulatten; seit dem Vulkanausbruch 1995 Evakuierung der Bevölkerung; 1997 hatte bereits die Hälfte der Einwohner die Insel verlassen). Hauptstadt ist Plymouth. Amtssprache: Englisch. Währung: 1 Ostkarib. Dollar (EC$) = 100 Cents (c). Zeitzone: Atlantic Standard Time (700 Plymouth = 1200 MEZ).
 
Die gebirgige Insel (bis 914 m über dem Meeresspiegel) gehört zum inneren, vulkanischen Bogen der Inseln über dem Winde (Kleine Antillen). Der Vulkan Chance's Peak ist seit 1995 wieder aktiv. Auch Wirbelstürme (z. B. 1989) verursachen große Schäden. Rd. 20 % der Insel werden ackerbaulich genutzt, den größten Teil nimmt Gras- und Buschland ein; immergrünen Regenwald gibt es nur noch in Höhen über 450 m über dem Meeresspiegel Fischerei wird in Küstennähe betrieben. Die traditionellen Exportkulturen (Bananen, Zuckerrohr) sind weitgehend verschwunden. In Kleinbetrieben werden Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mangos, Zitrusfrüchte, Baumwolle sowie Fleisch (1994: rd. 10 000 Rinder) für den lokalen Markt und den regionalen Export produziert. 85 % der Ausfuhrerlöse stammen aus der Kleinindustrie (rd. 50 Betriebe, die Elektroteile, Konserven, Plastik- und Lederwaren sowie Baumwolltextilien herstellen). Wichtigster Wirtschaftszweig ist der Tourismus (1994: 35 300 Gäste), der etwa ein Viertel des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erbringt. Montserrat ist daneben ein Offshore-Finanzzentrum (1995: 24 Banken) und Standort einer amerikanischen Medizinschule für rd. 400 Studenten sowie Zweitwohnsitz für zahlreiche nordamerikanische Pensionäre. Seit dem Vulkanausbruch 1995 ist das Leben auf der Insel durch Evakuierungen im Südteil (Plymouth ist seit 1996 von den Einwohnern verlassen; 1997 durch Lavaströme zahlreiche Brände) erheblich gestört; für die von der britischen Regierung in Erwägung gezogene gesamte Räumung der Insel ist bereits ein Plan angelaufen.
 
 
Montserrat wurde 1493 von Kolumbus entdeckt. Die ab 1632 von Engländern und Iren besiedelte Insel ist nach mehrfachem Besitzwechsel seit 1783 endgültig britischer Besitz. Sie gehörte 1871-1956 zum Verband der Leeward Islands, 1958-62 zur Westindischen Föderation; 1967 entschied sie sich anders als die benachbarten britischen Inseln für den Status einer Kolonie mit innerer Selbstverwaltung, seit 1971 hat sie einen eigenen Gouverneur.
 
 
S. B. Philpott: West Indian migration. The Montserrat case (London 1973);
 H. A. Fergus: M. Emerald Isle of the Caribbean (London 1983);
 H. A. Fergus: M. History of a caribbean colony (ebd. 1994).

Universal-Lexikon. 2012.

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